Technik und Wissen: Teleskope & Okulare

Inhaltsverzeichnis

  1. Hauptaufgabe eines Teleskop
  2. Teleskoparten
  3. Kenngrößen von Teleskopen
  4. Vor- und Nachteile der verschiedenen Teleskoparten
  5. Okulare
  6. Weitere Begriffe und wichtige Formeln

Hauptaufgabe eines Teleskops

Damit wir mit unserem Auge Objekte sehen bzw. wahrnehmen können, muss eine bestimmte Mindestmenge an Licht auf unsere Netzhaut treffen. Schaut man von einem dunklen Beobachtungsort aus zum Nachthimmel, so erkennen wir bereits viele Sterne mit bloßem Auge. Schaut man nun aber mit einem kleinen Fernglas in den Nachthimmel, tauchen plötzlich viel mehr Sterne auf, die zuvor noch nicht sichtbar waren. Nebenstehende Bilder zeigen einmal (oben) den Blick mit bloßem Auge zum Sternbild Kassiopeia und den gleichen Himmelsauschnitt (unten) beim Blick durch ein kleines Fernglas (Simulation mithilfe der kostenlosen Software Stellarium). Dass das Fernglas eine vergrößernde Wirkung hat, spielt keine Rolle – wir sehen die Sterne nach wie vor nur als Lichtpunkte – aber viel mehr.

Das Licht, das uns von sehr weit entfernten Objekten erreicht, ist ein paralleles Lichtbündel, das durch die Pupille unseres Auges auf die Netzhaut trifft. Die Pupille erreicht bei jungen und gesunden Menschen in der Nacht eine maximale Öffnung von ca. 7 mm im Durchmesser (Dunkeladaption). Schauen wir nun mit einem Fernglas mit Linsendurchmesser von 50 mm und einer 8-fachen Vergrößerung zum Nachhimmel, so stehen im Durchmesser 50mm Lichtsammelfläche zur Verfügung, die durch das Linsensystem zu einem Lichtbündel von rund 6,3 mm Durchmesser gebündelt werden, das dann durch unsere Pupille zur Netzhaut gelangt (wie man das genau berechnet, wird später allgemein geklärt).

Das Fernglas wirkt also wie ein „Licht-Trichter“: es kann mit einer größeren Öffnung Licht sammeln und bündeln. Die lichtsammelnde Fläche ist bei diesem Fernglas rund 52 mal größer als die mit dem bloßem Auge. Daher wird für uns das lichtschwächere Sternenlicht trotzdem sichtbar. Die Hauptaufgabe eines Teleskops ist also weniger die vergrößernde Eigenschaft, sondern die, Licht zu sammeln und zu bündeln. Die Vergrößernde Eigenschaft erfolgt durch die Vergrößerung des Sehwinkels (Erklärung dazu, siehe weiter unten).

Viele Objekte am Nachthimmel sind sehr groß. Wir nehmen sie nur deshalb nicht wahr, weil das Licht dieser Objekte zu schwach ist. Erst mithilfe von Teleskopen und/oder der Fotografie können wir das Licht sammeln. Nebenstehende Illustration zeigt (bei gleicher Größe des Himmelsausschnitts) oben die Andromeda Galaxie und in direktem Vergleich dazu den Mond darunter. Man erkennt sofort, dass die Andromeda Galaxie am Nachthimmel deutlich größer erscheint – für uns aber trotzdem „unsichtbar“ ist. Unter sehr dunklem Himmel erkennen wir mit bloßem Auge gerade nur den zentralen Kern der Galaxie.

Teleskoparten

Es gibt viele verschiedene Arten, Licht zu sammeln und zu bündeln: zum Einsatz kommen Kombinationen aus Linsen und/oder Spiegeln. Auf alle Teleskoparten und vertieft auf ihre Funktionsweise einzugehen, würde den Rahmen hier bei weitem sprengen; daher werden wir nur grob die drei (gebräuchlichsten) Arten und ihre Funktionsprinzipien in gekürzter Form vorstellen, die wir auch in unserem Schülerlabor verwenden.

1. Linsenteleskop (Refraktor)

Ein Linsenteleskop ist im Prinzip eine Kombination aus zwei Sammellinsen: einer Objektivlinse mit großer Brennweite $f_{ob}$ und einer Okularlinse mit kleiner Brennweite $f_{ok}$. Parallel einfallendes Licht wird im Brennpunkt der Objektivlinse gebündelt und erzeugt dort ein reelles Zwischenbild. Dieses Zwischenbild wird dann mit der Okularlinse (wie mit einer Lupe) betrachtet. Wir sehen dann ein vergrößertes virtuelles Bild. An der Okularlinse tritt ein paralleles Lichtbündel aus, das aber einen kleineren Durchmesser hat als das einfallende und das wir mit dem Auge beobachten können.

2. Spiegelteleskop nach Newton

Bei einem Spiegelteleskop kommt als „Objektivlinse“ ein sphärischer oder parabolisch geformter Spiegel zum Einsatz. Solche konkav geformten Hohlspiegel haben die Eigenschaft, dass sie ebenfalls parallel einfallendes Licht in einem Brennpunkt vereinen und dort ein reelles Zwischenbild erzeugen. Da sich dieses Zwischenbild nun nur schwer beobachten lässt, hatte Newton die Idee, dass er vor dem Brennpunkt einen zweiten, ebenen Spiegel in den Strahlengang bringt. Dieser sogenannte Fangspiegel lenkt das Lichtbündel und damit auch den Brennpunkt seitlich aus dem Tubus heraus. Dort kann das Zwischenbild wieder mit einem Okular betrachtet werden.

Schema des Newton-Teleskops, von Szőcs Tamás Tamasflex, Lizenz: CreativeCommons CC-BY-SA-3.0

3. Katadioptrische Teleskope

Bei Teleskopen dieses Typs handelt es sich um eine Mischform aus Spiegeln und Linsen. Diese Teleskope bauen auf dem Prinzip der Cassegrain-Teleskope auf, bei dem der Strahlengang durch die Verwendung eines Fangspiegels „gefaltet“ und zum Hauptspiegel zurückgeworfen, in dessen Zentrum eine Öffnung gebohrt ist, durch die das gebündelte Licht austritt. Hierdurch wird, trotz sehr großer Brennweiten des Gesamtsystems, eine sehr kompakte Bauform ermöglicht.

Strahlengang im Schmidt-Cassegrain Teleskop, von Szőcs Tamás Tamasflex, Lizenz: CreativeCommons CC-BY-SA-3.0

Bei den gebräuchlichen katadioptrischen Systemen wird zur Korrektur von Abbildungsfehlern des sphärischen Haupt- und des zerstreuenden Fangspiegels eine Objektivlinse verwendet, um die sphärische Aberration des Hauptspiegels zu beheben und die Koma des Gesamtsystems zu minimieren.

Je nach Ausführung des katadioptrischen Teleskops wird es entweder bei Verwendung einer Schmidtplatte als Schmidt-Cassegrain-Teleskop (SCT) oder bei Verwendung einer Meniskuslinse des russischen Optikers Maksutov als Maksutov-Cassegrain-Teleskop (MAK) bezeichnet.

Vor- und Nachteile der verschiedenen Teleskoparten

Linsenfehler

Trifft Licht auf eine Grenzfläche zweier optischer Medien (z.B. Luft $\rightarrow$ Glas bzw. umgekehrt), so wird es gebrochen, d.h. das Licht ändert seine Ausbreitungsrichtung. Weißes Licht setzt sich aus allen Farben zusammen. Jedoch wird das Licht unterschiedlicher Wellenlänge unterschiedlich stark gebrochen (Dispersion). Dies erkennen wir an einem Prisma: rotes Licht wird weniger stark gebrochen als blaues Licht.

Dieser Effekt ist auch an Linsen zu beobachten, denn auch hier wird Licht bei den Übergängen von Luft $\rightarrow$ Glas $\rightarrow$ Luft gebrochen. Die Dispersion führt also dazu sich das einfallende weiße Licht nicht in einem gemeinsamen Brennpunkt sammelt. Diesen Fehler nennt man chromatische Aberration. Beobachtet man mit einer solchen Linse z.B. einen Stern oder den Mond, so erkennt man an den Rändern einen Blausaum. Insbesondere bei billigen „Kaufhausteleskopen“, die meist nur eine Sammellinse als Objektiv verwenden ist dieser Effekt sehr stark ausgeprägt.

Der Optiker Joseph von Fraunhofer erfand die optische Kombination aus zwei unterschiedlich geschliffenen Linsen, die durch einen Luftspalt getrennt sind. Ein solches Teleskop wird als Achromat (oder auch als Fraunhofer Teleskop) bezeichnet. Die zweite Linse reduziert die chromatische Aberration bereits dramatisch, indem zwei Farben, rot und grün, im gemeinsamen Brennpunkt vereinigt werden. Blau ist jedoch nach wie vor außerhalb des Brennpunkts, zeigt aber in der Abbildung nur noch einen leichten Blausaum.

Symbolischer Strahlenverlauf bei einer einfachen Linse (oben): die Farben haben unterschiedliche Brennweiten. Beim Achromaten (unten): zwei Farben (hier symbolisch rot und blau) haben den gleichen Brennpunkt, bei grünem Licht ist sie jedoch kleiner. (Quelle: Wikipedia)

Zur quasi vollständigen Elemination des Farbfehlers führt eine Kombination aus entsprechend geschliffenen drei Linsen (oft gibt es auch Systeme aus vier Linsen). Ein solches Teleskop wird als Apochromat bezeichnet. Alle Farben vereinigen sich hier in einem gemeinsamen Brennpunkt. Apochromaten sind die hochwertigsten Refraktoren, wenn es um die Beseitigung des Farbfehlers geht – zählen aber auch zu den teuersten Instrumenten.

ED-Refraktor / Halbapochromat
Es gibt auch eine verbesserte Version des Fraunhofer Achromaten: die sogenannten Semi- oder Halb-Apochromaten. Sie werden allgemein oft auch als ED-Apochromat bezeichnet. Dabei steht „ED“ für „Extra-low Dispersion“ und meint die Verwendung einer Linse aus Spezialglas mit besonders niedriger Zerstreuung. Der Farbfehler von ED-Refraktoren ist deutlich kleiner als bei einem Achromaten und zeigen nur noch einen minimalen Blausaum.

Obstruktion

Bei Spiegelteleskopen nach Newton und katadioptrischen Systemen (z.B. einem Schmidt-Cassegrain-Teleskop) befindet sich – wie oben bereits dargestellt – im Strahlengang ein Sekundärspiegel. Ein Teil des Hauptspiegels wird also durch den Sekundärspiegel „abgeschattet“: dies nennt man Obstruktion, die für gewöhnlich in Prozent angegeben wird und gibt damit an, wie viel Prozent der Hauptspiegelfläche durch den Sekundärspiegel „verdeckt“ wird. Durch die Obstruktion verringert sich das Lichtsammelvermögen der Optik nur wenig, allerdings beeinflusst sie die freie Öffnungsgröße, was zu einem verringerten Auflösungsvermögen und zu einem kontrastärmeren Bild als beim Refraktor führt. Bei schnellen Optiken (z.B. $f/5$) wird zudem ein größerer Fangspiegel als bei langsameren Optiken (z.B. $f/8$) benötigt, wodurch die Obstruktion verstärkt wird.

Abbildungsfehler

Bei Linsenteleskopen kommt es neben den Farbfehlern auch zu weiteren möglichen Abbildungsfehlern, die hier aber nur sehr kurz dargestellt werden. Bei der sphärischen Aberration kommt es zu verschiedenen Brennpunkten der achsennahen und den achsenfernen Lichtstrahlen (vgl. Abb. oben).

Der Bildfehler Koma (lat. Coma: Schopf, Schweif) tritt auf, wenn ein Lichtbündel schräg auf eine Linse trifft (vgl. mittlere Abb.).

Werden Lichtstrahlen, welche von verschiedenen Punkten des Objekts ausgehen betrachtet, die üblicherweise dann auf einem flachen Schirm oder einem Fotosensor abgebildet werden, so liegen die Brennpunkte der einzelnen Lichtbündel aber nicht auf einer Ebene, sondern auf einem Kugelausschnitt. Dadurch kommt es auf einem ebenen Schirm/Fotosensor zu einer Unschärfe des äußeren Randes, verursacht durch die sogenannte Bildfeldwölbung (vgl. untere Abb.). Diese Fehler werden häufig mit zusätzlichen Linsen (sog. Bildfeldebnungslinsen – oder auch „Flattener“ genannt – behoben).

Zusammenfassend können wir feststellen, dass es keine perfekte Optik gibt. Jedes System besitzt gegenüber einem anderen gewisse Vor- und Nachteile. So, wie man für verschiedene handwerkliche Tätigkeiten auch verschiedene Werkzeuge benötigt, werden auch in der Astronomie für verschiedene Objekte auch verschiedene Teleskoparten eingesetzt.

Refraktoren weisen in der Abbildung durch eine obstruktionsfreie Konstruktion einen sehr hohen Kontrast auf. Farb- und Abbildungsfehler können durch Linsenkombinationen und Zusatzlinsen quasi eliminiert werden. Eine Justage ist nur sehr selten nötig und sie sind relativ unempfindlich gegenüber Temperaturschwankungen. Jedoch sind sie mit zunehmende Öffnung ($\rightarrow$ Linsengröße) sehr teuer. Besonders bei großen Brennweiten ist ein entsprechend langer und damit unhandlicher Tubus nötig.

Newton-Teleskope weisen keinen Farbfehler auf, da das Licht an den Spiegeln nur reflektiert und nicht gebrochen wird. Große Öffnungen können sehr leicht und kostengünstig realisiert werden. Aufgrund der Obstruktion ist die Abbildung (im Vergleich zum Refraktor mit gleicher Öffnung) kontrastärmer und es besitzt nicht das gleiche Auflösungsvermögen. Je nach Öffnungsverhältnis treten stärke Abbildungsfehler auf als beim vergleichbaren Refraktor. Newtons müssen häufiger justiert werden, sie sind empfindlicher gegenüber Temperaturschwankungen und die Tubuslänge entspricht (wie beim Refraktor) ungefähr der Brennweite. Gegenüber dem Refraktor bietet der Newton ein sehr bequemes Einblickverhalten. Durch das offenen System sind sie schmutzanfälliger. Im offenen Tubus führen thermische Luftströmungen zu einer Beeinträchtigung Abbildung (sog. „Tubus-Seeing“).

Katadioptrischen Teleskope können, aufgrund des gefalteten Strahlengangs, trotz sehr großer Brennweiten sehr kompakt gebaut werden: ein Schmidt-Cassegrain Teleskop mit 280mm Öffnung und 2800 mm Brennweite besitzt eine Tubuslänge von nur knapp 60 cm. Sie sind sehr handlich und bieten einen bequemen Einblick. Durch die Kombination von zusätzlichen Glaselementen kann es zu (geringen, aber korrigierbaren) Farbfehlern kommen. Gegenüber einem Newton besitzen sie i.d.R. eine größere Obstruktion und sind im Vergleich zu Newton-Teleskopen (bei gleicher Öffnung) auch deutlich teurer. Sie sind ebenfalls empfindlicher gegenüber Temperaturschwankungen – insbesondere, da die Luft im Innern des Tubus „eingeschlossen“ ist benötigen sie eine längere Auskühlzeit. Eine Justage ist eher seltener nötig. Neuere Systeme (wie wir sie auch im Schülerlabor haben) bieten die Möglichkeit, den Sekundärspiegel herauszunehmen und dessen Stelle eine astronomische Kamera anzubringen. Das Öffnungsverhältnis ändert sich dadurch von $f/10$ zu $f/1,\!9$) und wird zu einem extrem schnellen Teleskop.

Okulare

Wir haben weiter oben erklärt, dass die Teleskopoptik ein reelles Zwischenbild erzeugt, das wir mit (nur) mit einem Okular – das quasi wie eine Art Lupe fungiert – beobachten können. Okulare sind – je nach Bauart – aus verschiedenen Linsensystemen aufgebaut. Die Kenngrößen von Okularen sind Bauart, Brennweite und scheinbares Gesichtsfeld. Die Bauart ist i.d.R. nach dem Konstrukteur bzw. dem Erfinder dieser Okularart benannt (z.B. Kellner, Plössl, Huygens oder Nagler, uvm.). Die Brennweite des Okulars bestimmt zusammen mit der Teleskopbrennweite die Vergrößerung (siehe unten). Das scheinbare Gesichtsfeld bezeichnet den Öffnungswinkel unter dem das Okular den überblickenden Bereich erfassen kann. Modellhaft kann man es sich so vorstellen, dass man ein Bild (im gleichen Abstand) einmal durch einen Strohhalm und einmal durch ein Zewa-Rolle betrachtet. Das Bild (bzw. die Vergrößerung) ist zwar gleich groß – aber durch die Zewa-Rolle sieht man weitaus mehr vom gesamten Bild.

Orion-Nebel: Anblick im Okular mit $45^\circ$ (oben) und mit $68^\circ$ scheinbaren Gesichtsfeld (bei gleicher Vergrößerung).

Die abgebildete Animation zeigt den Bereich um den Orion-Nebel bei gleicher Vergrößerung ($\approx$ 23-fach), aber einmal mit mit einem Okular mit $45^\circ$ scheinbaren Gesichtsfeld und einmal mit $68^\circ$. Das Gesichtsfeld wird durch den roten Kreis dargestellt. Wir erkennen sofort, dass bei einem größeren Gesichtsfeld wir – bei gleicher Vergrößerung – „mehr“ vom Gesamtbild sehen können. Je nach Vergrößerung ergibt sich damit das tatsächliche Gesichtsfeld, das wir am Nachthimmel sehen können.

Einfache Kellner-Okulare haben ein scheinbares Gesichtsfeld ($sGF$) von ca. $40^\circ\,-\,45^\circ$, Plössl-Okulare von ca. $50^\circ$, Nagler-Okulare von bis zu $80^\circ$. Verschiedene Hersteller bieten inzwischen auch „Ultra-Weitwinkel-Okulare“ an, die ein scheinbares Gesichtsfeld von bis zu $110^\circ$ ermöglichen. Anwendung finden solche Okular mit großem Gesichtsfeld vor allem bei sehr ausgedehnten Objekten.

Kenngrößen von Teleskopen

Um ein Teleskop optimal zu nutzen, müssen wir wissen, wie groß die Austrittspupille (Erklärung siehe unten) oder die Vergrößerung des Systems ist. Was ist für die visuelle Beobachtung die maximal mögliche oder sinnvolle Vergrößerung? Welche Mindestvergrößerung sollte man wählen, usw. Um diese Größen zu Berechnen benötigen wir Kenngrößen, mit denen ein Teleskop beschrieben wird und die für alle Teleskoparten gleichermaßen gelten.

  1. Die Öffnung $D$ bezeichnet den Durchmesser der lichtsammelnden Fläche des Teleskops.
  2. Die Brennweite $f$ bezeichnet den Abstand des Brennpunkts zu einer Linse oder einem Hohlspiegel, in dem sich parallel zur optischen Achse einfallende Strahlen nach ihrer Brechung vereinigen
  3. Das Verhältnis von der Brennweite $f_{ob}$ zur Öffnung $D$ wird als Öffnungsverhältnis bezeichnet und berechnet sich entsprechend über $\displaystyle{\frac{f_{ob}}{D}}$. Dieses Verhältnis wird mit dem aus der Fotografie bekannten Blendenwert $f/x$ angegeben.

Ein Teleskop mit einer Öffnung von 200mm und einer Brennweite von 1000mm hat entsprechend ein Öffnungsverhältnis von $f/5$. Je kleiner die Zahl des Blendenwertes ist, desto schneller ist die Optik bzw. umgekehrt sprechen wir von einer langsamen Optik, je größer die Zahl des Blendenwertes ist. Diese, ebenfalls aus der Fotografie stammende Bezeichnung, ist ein Maß für die benötigte Belichtungszeit für eine bestimmte Lichtmenge. Ein Teleskop mit einem Öffnungsverhältnis größer als $f/8$ (beispielsweise $f/10$ oder $f/16$) würde für das gleiche Motiv eine deutlich längere Belichtungszeit als beispielsweise ein schnelles $f/5$ Teleskop benötigen.

Auflösungsvermögen

Eine weitere wichtige Kenngröße für ein Teleskop ist sein Auflösungsvermögen. Stellen wir uns vor, dass uns Nachts auf einer (geraden) Landstraße ein Auto entgegenkommt, das sich aber noch sehr weit weg befindet. Wir würden dann die beiden Scheinwerfer des Autos nur als einen verwaschenen Lichtpunkt wahrnehmen. Erst wenn sich das entgegenkommende Auto uns nähert, werden wir irgendwann zwei getrennte Lichtpunkte wahrnehmen. Dieser scheinbare Sehwinkel $\varphi$, unter dem wir die beiden Lichtpunkte als getrennte Punkte wahrnehmen können, nennen wir das Auflösungsvermögen. Beobachtet man z.B. einen Sternhaufen, so ist Auflösungsvermögen des Teleskops dafür entscheidend, ob wir einfach nur ein flächiges Nebelgebilde oder getrennte Sterne identifizieren können.

Je kleiner dieser Winkel ist, desto besser ist das Auflösungsvermögen des Teleskops. Die für das Auflösungsvermögen maßgeblich bestimmende Größe ist die Öffnung des Teleskops. Je größer die Öffnung, desto besser ist das Auflösungsvermögen. Das Vermögen eines Teleskops, zwei Lichtpunkte getrennt aufzulösen, berechnet sich nach dem Railigh berechnet sich mit der Formel:

$\displaystyle{\varphi=1,\!22 \frac{\lambda \text{ in [m]}}{D \text{ in [m]}}}$.

$\varphi$ gibt hier den Wert in rad an. Wir sehen, dass auch die Wellenlänge des Lichts eine Rolle spielt. Das menschliche Auge nimmt Licht im Wellenlängenbereich von ca. $380\,$nm bis $750\,$nm wahr. Wir vereinfachen die Formel mit dem Mittelwert für $\bar{\lambda}=550\,$nm und verwenden die Umrechnung in Bogensekunden, sowie für die Öffnung in mm, so berechnet sich das Auflösungsvermögen zu

$\displaystyle{\varphi=\frac{138^{‚ ‚}}{D \text{ in [mm]}}}$.

Ein Teleskop mit $150\,$mm Öffnung besitzt demnach ein Auflösungsvermögen von $\displaystyle{\varphi=\frac{138^{‚ ‚}}{150\,\text{mm}}=0,\!92^{‚ ‚}}$.

Hinweis: Eine Bogensekunde entspricht einem 3600tel Grad.

Für den Mond ergeben sich etwas andere Werte, da hier flächenbehaftete Strukturen beobachtet werden. Zum Einen betrachtet man dunkle Bereiche vor hellem Hintergrund, wie z.B. Krater. Für Krater berechnet sich das Auflösungsvermögen über

$\displaystyle{\varphi=\frac{39^{‚ ‚}}{D \text{ in [mm]}}}$.

Zum Anderen gibt es auch ein Kriterium für schwarze Linien vor hellen Hintergrund, wie Beispielsweise Rillen. Hierfür bestimmt sich das Auflösungsvermögen aus über

$\displaystyle{\varphi=\frac{23^{‚ ‚}}{D \text{ in [mm]}}}$.

Weitere Begriffe und wichtige Formeln

Die Vergrößerung $V$ eines optischen Systems berechnet sich zu

$\displaystyle{V=\frac{f_{ob}}{f_{ok}}}$,

wobei $f_{ob}$ die Objektivbrennweite und $f_{ok}$ die Okularbrennweite bezeichnet.

Beispiel: Die Brennweite des Teleskops beträgt $f_{ob}=1200\,$mm und das verwendete Okular hat eine Brennweite von $f_{ok}=12\,$mm, so ergibt sich für diese Kombination eine Vergrößerung von $V=\frac{1200}{12}=100.$ Tatsächlich wurde damit der Sehwinkel gegenüber der Wahrnehmung mit dem bloßen Auge um den Faktor 100 vergrößert, so dass wir das Objekt „100-fach vergrößert“ wahrnehmen. Auf die fotografische Vergrößerung – also wenn man statt einem Okular eine Kamera an das Teleskop ansetzt, gehen wir gesondert hier ein ($\longrightarrow$ Astrofotografie – Grundlagen).

Als Austrittspupille $A_p$ bezeichnet man den Durchmesser $d$ des okularseitig austretenden Lichtbündels. Sie berechnet sich aus dem Verhältnis von Öffnung $D$ zu Vergrößerung $V$.

$\displaystyle{\rightarrow A_p=\frac{D}{V}}$

Beachtet man die Rechnung für die Vergrößerung, so erkennt man, dass die Austrittepupille vereinfacht durch das Verhältnis der Okularbrennweite $f_{ok}$ zum Öffnungsverhältnis berechnet werden kann.

Beispiel: Hat das Teleskop eine Öffnung von 200$\,$mm und 1000$\,$mm Brennweite ($\rightarrow$ Öffnungsverhältnis $f/5$) und man verwendet ein Okular mit 20$\,$mm Brennweite, so erzielt man 50-fache Vergrößerung. Hieraus ergibt sich damit eine Austrittspupille von $\displaystyle{ A_p=\frac{200\,\text{mm}}{50}=4\,}$mm, bzw. mit der Rechnung zum Öffnungsverhältnis: $\displaystyle{A_p=\frac{20\,\text{mm}}{5}=4\,}$mm.

Theoretisch kann ein Teleskop mit einem entsprechenden Okular auch eine 1000-fache Vergrößerung erzielen – aber ist das sinnvoll? Je kleiner der Durchmesser der Austrittspupille ist, desto schwieriger wird es, noch ein Bild zu erkennen. Ist die Austrittspupille kleiner als $0,\!5\,$mm, ist es nahezu unmöglich, mit dem Auge noch etwas zu sehen. Man kann es damit vergleichen als ob man durch ein Schlüsselloch schaut, das nur einen halben Millimeter im Durchmesser besitzt. Umgekehrt ist eine Austrittspupille von mehr als $7,\!0\,$mm auch nicht sinnvoll, da sich unsere Pupille (im vollkommen dunkeladaptierten Zustand) maximal auf diesen Durchmesser weitet.

Über diese physiologischen Eigenschaften unseres Auges definieren wir die minimale, maximale und „sinnvoll maximale“ Vergrößerung von Teleskopen.

Mit der (umgestellten) Formel von oben können wir diese berechnen $\displaystyle{\rightarrow V=\frac{D}{A_P}}$. Verwenden wir nun auch noch die Formel, mit der die Vergrößerung berechnet wird $\displaystyle{\left(V=\frac{f_{ob}}{f_{ok}}\right)}$, können wir damit sofort ausrechnen, welche Okularbrennweite benötigt wird:

$\displaystyle{f_{ok}=\frac{f_{ob}}{V}}$

Die maximale Vergrößerung ist diejenige, bei der die Austrittspupille $0,\!5\,$mm beträgt.

$\displaystyle{\rightarrow V_{max}=\frac{D}{0,\!5\,\text{mm}}=\frac{2\cdot D}{\text{mm}}}$

Hat das Teleskop z.B. eine Öffnung von $D=150\,$mm und eine Brennweite von $f_{ob}=900\,$mm, so beträgt die maximale Vergrößerung für dieses Teleskop 300-fach und um diese zu erreichen benötigt man ein Okular der Brennweite $\displaystyle{f_{ok}=\frac{{900\,\text{mm}}}{300}=3\,}$mm.

Die Beobachtung mit einer Austrittspupille von nur $0,\!5\,$mm ist bereits sehr anstrengend, wohin bereits ab $0,\!7\,$mm es schon leichter wird. Daher legen wir als sinnvolle maximale Vergrößerung diejenige fest, bei der die $A_p=0,\!7\,$mm beträgt.

$\displaystyle{\rightarrow V_{s,max}=\frac{D}{0,\!7\,\text{mm}}}$

Für das zuvor genannte Beispiel ($D=150\,$mm, $f_{ob}=900\,$mm) ergibt sich damit für die sinnvolle maximale Vergrößerung: $\displaystyle{V_{s,max}=\frac{150\,\text{mm}}{0,\!7\,\text{mm}}\approx 214}$-fach.

Die maximale Austrittspupille beträgt, wie oben erläutert, $7\,$mm. Mit diesem Wert definieren wir die (sinnvolle) minimale Vergrößerung eines Teleskops:

$\displaystyle{\rightarrow V_{min}=\frac{D}{7\,\text{mm}} }$

Für das zuvor genannte Teleskop mit $D=150\,$mm, $f_{ob}=900\,$mm ergibt sich damit $\displaystyle{V_{min}=\frac{150\,\text{mm}}{7\,\text{mm}}\approx 21}$-fach.

Als Kenngröße von Okularen haben wir das scheinbare Gesichtsfeld kennengelernt. Mit dieser Größe und der gewählten Vergrößerung können wir das tatsächliche Gesichtsfeld ($tGF$) berechnen. Also den Winkeldurchmesser, den wir tatsächlich am Nachthimmel betrachten. Das tatsächliche Gesichtsfeld berechnet sich aus dem Quotienten von scheinbaren Gesichtsfeld und der Vergrößerung:

$\displaystyle{tGF=\frac{sGF}{V}}$

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